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06. Mai 2010 | Von Heiko Weigelt
Der Hohepriester agiert in Qualm und Nebel
Konzert: Die ,,Master Musicians Of Bukkake" krönen einen Abend mit denkwürdigen Auftritten in der Oetinger Villa/Darmstadt.
Die Bühne der Oetinger Villa ist am Dienstag so vollgestopft mit Instrumenten und Elektronik, dass nur schwer vorstellbar ist, wie hier später noch die sieben Musiker der ,,Master Musicians Of Bukkake" Platz finden sollen. Doch zunächst nimmt sie nur einer von ihnen in Beschlag: Gitarrist Bill Horist eröffnet den Abend mit einem faszinierenden Solo-Konzert. ,,It's good to be here in Ohio" begrüßt er scherzhaft das Publikum, setzt sich auf einen Stuhl und legt sich die präparierte Gitarre auf den Schoß. Was er damit im Lauf der nächsten halben Stunde anstellt, ist Avantgarde pur.
Mit einem Violinbogen streicht er über die Saiten, die Töne werden durch zahlreiche Effekte verfremdet und gedoppelt. Mal schwingen sie dissonant und klingen wie ein Tinnitus im Ohr, dann lässt er sie kreischen wie eine laufende Kreissäge, hämmert mit der Handkante hallverzerrte Stakkati oder entlockt ihnen psychedelisch wabernde Resonanzlinien. Erinnern manche sphärischen Passagen an Syd Barrett, grollen andere wie finsterer Drone, eine extreme Spielart des Doom Metal.
Auch die nachfolgenden ,,Ephemerol" aus Frankfurt, benannt nach einer Droge in David Cronenbergs Film ,,Scanners", bieten Außergewöhnliches. Das Trio spielt sein Konzert vor der Bühne inmitten der Zuhörer. Nur mit düsteren Samples und langsamen Gitarrenklängen beginnen sie, nach einer Weile steigt der extrem tief gestimmte Bass mit ein, Klangfülle und Intensität steigern sich bedrohlich, bis nach zehn Minuten auch das Schlagzeug kracht und sich der Instrumental-Rock schließlich zu einem heftigen Soundwall steigert, den ein Besucher einen ,,Koloss von monolithischen Ausmaßen" nennt.
Es ist bereits Mitternacht, als sich die ,,Master Musicians Of Bukkake" in langen, schwarzen Kutten, mit spitzen Hüten auf dem Kopf und verhüllten Gesichtern auf die Bühne quetschen. Die sieben Musiker aus Seattle, die allesamt noch in anderen bekannten Underground-Bands wie ,,Earth" oder ,,Asva" zugange sind, bieten einen Auftritt, der an ein schamanisches Ritual erinnert. In einem Gemisch aus dichtem Nebel und dem Qualm von Räucherkerzen zelebrieren sie unter monotonen Bewegungen ihre Musik wie in Trance, der Sänger beschwört dazu die Besucher gestenreich wie ein Hohepriester.
Sie mischen treibende Percussion mit verzerrten, tonnenschweren Gitarrenriffs, unterfüttert von indischen und arabischen Einflüssen, zu einem ebenso verstörenden wie ergreifenden Stilmix. Gebannt lauschen die Zuhörer diesem völlig eigenen Klangkosmos, erst mit dem Schlussakkord entlädt sich im lauten Applaus die aufgebaute Spannung.
die waren vor einem Monat ja auch in Leipzig. hab ich überhaupt nichts von gehört. fuck, die sind derbe!
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