22.05.2010

Wild Horzes!



Unser Hering schwimmt weit raus. Zunächst tummelt er sich noch am Main im Waggon bevor er flussaufwärts nach Würzburg in den Taubenschlag zieht. Anschließend geht es „über Land“ nach Stuttgart zu Moritz in den Wagon. Trockenübung! Aber der Reihe nach...

Schon bevor der Hering und seine sieben Sachen seinen triumphalen ersten Soloauftritt zum Auftakt der Sylvester Anfang II Konzertnacht in der Oetinger Villa gab, lud Tobias Schmitt ihn ein, im Rahmen seiner Show bei Radio X live eine Freundschaft-Session einzuspielen. Der Hering, halb mutig, die Gelegenheit beim Schopfe packend, griff sich Herrn Schmitt, der unter verschiedenen Projektnamen selbst an diversen Geräten herumschraubt, und – da ward nicht lang gefackelt – die Horzes standen auf’m Flur und lieferten eine Stunde lang Noise/Improv-Gedengel, das bis an die Ohren unserer Freunde nach Würzburg drang, die nicht zögerten, sich die Horzes in ihren frisch tapezierten Taubenschlag zu holen. Im Galopp geht's dann weiter nach Stuttgart zu Moritz in seinen Wagon.

Aber ein Pferd, das weiß jeder, muss warm gehalten werden, und auch, weil das Reisen alleine nur halb soviel Spaß macht, packen die Horzes die Kolter (alias Jan Stütz) mit ein – die hält mit improvisierten Ambient/Drone-Sounds warm.

Ein Trio mit wenigsten vier Fäusten bzw. Effektgeräten, unterwegs um – wenn nicht die Welt – so wenigstens den mittel- und süddeutschen Underground aufzumischen!


Horzes & Kolter – Noise-Improv-Ambient-Drone-(kleine)-World-Tour:

27.05.2010: Waggon, Offenbach, 21 Uhr

28.05.2010: Jugendhaus Cairo, Taubenschlag, Würzburg, 21 Uhr

29.05.2010: Wagon (FFUS), Stuttgart, 21 Uhr


Geht hin, habt Spaß! Wir sind auch da!

14.05.2010

Fotos: Master Musicians Of Bukkake












Alle Fotos - wie immer - von Johannes. Die Bilder von Bill Horist und ephemeroL kommen demnächst!

07.05.2010

Presse: Master Musicians Of Bukkake

Die Provinz lebt - und die Presse hat es mitbekommen. Danke für die Berichterstattung.



06. Mai 2010 | Von Heiko Weigelt

Der Hohepriester agiert in Qualm und Nebel

Konzert: Die ,,Master Musicians Of Bukkake" krönen einen Abend mit denkwürdigen Auftritten in der Oetinger Villa/Darmstadt.

Die Bühne der Oetinger Villa ist am Dienstag so vollgestopft mit Instrumenten und Elektronik, dass nur schwer vorstellbar ist, wie hier später noch die sieben Musiker der ,,Master Musicians Of Bukkake" Platz finden sollen. Doch zunächst nimmt sie nur einer von ihnen in Beschlag: Gitarrist Bill Horist eröffnet den Abend mit einem faszinierenden Solo-Konzert. ,,It's good to be here in Ohio" begrüßt er scherzhaft das Publikum, setzt sich auf einen Stuhl und legt sich die präparierte Gitarre auf den Schoß. Was er damit im Lauf der nächsten halben Stunde anstellt, ist Avantgarde pur.

Mit einem Violinbogen streicht er über die Saiten, die Töne werden durch zahlreiche Effekte verfremdet und gedoppelt. Mal schwingen sie dissonant und klingen wie ein Tinnitus im Ohr, dann lässt er sie kreischen wie eine laufende Kreissäge, hämmert mit der Handkante hallverzerrte Stakkati oder entlockt ihnen psychedelisch wabernde Resonanzlinien. Erinnern manche sphärischen Passagen an Syd Barrett, grollen andere wie finsterer Drone, eine extreme Spielart des Doom Metal.

Auch die nachfolgenden ,,Ephemerol" aus Frankfurt, benannt nach einer Droge in David Cronenbergs Film ,,Scanners", bieten Außergewöhnliches. Das Trio spielt sein Konzert vor der Bühne inmitten der Zuhörer. Nur mit düsteren Samples und langsamen Gitarrenklängen beginnen sie, nach einer Weile steigt der extrem tief gestimmte Bass mit ein, Klangfülle und Intensität steigern sich bedrohlich, bis nach zehn Minuten auch das Schlagzeug kracht und sich der Instrumental-Rock schließlich zu einem heftigen Soundwall steigert, den ein Besucher einen ,,Koloss von monolithischen Ausmaßen" nennt.

Es ist bereits Mitternacht, als sich die ,,Master Musicians Of Bukkake" in langen, schwarzen Kutten, mit spitzen Hüten auf dem Kopf und verhüllten Gesichtern auf die Bühne quetschen. Die sieben Musiker aus Seattle, die allesamt noch in anderen bekannten Underground-Bands wie ,,Earth" oder ,,Asva" zugange sind, bieten einen Auftritt, der an ein schamanisches Ritual erinnert. In einem Gemisch aus dichtem Nebel und dem Qualm von Räucherkerzen zelebrieren sie unter monotonen Bewegungen ihre Musik wie in Trance, der Sänger beschwört dazu die Besucher gestenreich wie ein Hohepriester.

Sie mischen treibende Percussion mit verzerrten, tonnenschweren Gitarrenriffs, unterfüttert von indischen und arabischen Einflüssen, zu einem ebenso verstörenden wie ergreifenden Stilmix. Gebannt lauschen die Zuhörer diesem völlig eigenen Klangkosmos, erst mit dem Schlussakkord entlädt sich im lauten Applaus die aufgebaute Spannung.


Quelle